#Autofasten2019: So meistert Jan seine erste Woche

Unser Teilnehmer Jan aus Wiesbaden erzählt von seiner ersten Woche #Autofasten2019:

"Autofasten 2019, jetzt wird es ernst.

Letzte Woche habe ich meinen Autoschlüssel vertrauensvoll an book-n-drive ausgehändigt und dann bravourös drei Tage lang hart autogefastet. Ohne Mist, das war so hart, nur mit ganz viel Willenskraft, Meditation und vier Packungen Lucky Strike habe ich das durchgehalten. Ganz schön vorbildlich, was? Na gut, ich gebe es zu, ich brauchte gar keins. Doch dann kam der Samstag, Kind 2.0 wollte von einer Freundin in Limbach abgeholt werden und der Kühlschrank wirkte trist und leer.

Limbach liegt 22 Kilometer vor den Toren von Wiesbaden in der Nähe von Hünstetten und ist meiner RMV-App weitestgehend unbekannt – sie schlägt mir unentwegt vor, in eine Gemeinde gleichen Namens in der Nähe von Kaiserslautern zu fahren, so dass ich mir als ungefähre Näherung den Weg nach Hünstetten berechnen lasse: Mit dem Bus wären wir 1,5 Stunden unterwegs, ein Auto muss her.

Der Book-n-Drive-Pool bietet am Samstagvormittag nicht ganz so viel Auswahl wie zum Rest der Woche, die Idee samstags einzukaufen scheinen auch andere zu haben. Ich finde dennoch recht schnell einen Opel Astra Kombi in 10 Minuten Entfernung, in den mutmaßlich meine Freundin, die Kinder und die Einkäufe reinpassen. Einige werden das jetzt lesen, hörbar einatmen und sagen „10 Minuten?? Voll lang!“, wir wohnen aber seit 1,5 Jahren in der Emser Straße, der Weg zum nächsten Parkplatz ist selten kürzer als das.

Der Wagen steht in einem Hinterhof auf einem festen Platz, ist sauberer als mein eigenes Auto und die Bluetooth-Kopplung funktioniert, ich freue mich:

Ein Glück, der erste Ring ist ohne laute Musik als Ablenkung kaum zu ertragen. Wir sind also unterwegs nach Limbach, bedeutet Freundin, Kind 1.0, Kind 3.0 und ich. Kind 3.0 benutzt die Sitzerhöhung, die in allen Book-n-Drive-Wagen vorhanden ist und hat natürlich irgendwas bröseliges zu Essen mitgenommen. Kindermägen haben offenbar so einen Sensor verbaut, der „HUNGER!“ schreit, sobald er das Gefühl hat, sich in einem Auto zu befinden. „Leni, bitte krümel nicht alles voll, sonst muss ich die Reinigung bezahlen und dafür den Fernseher verkaufen.“ Leni wägt ab und entscheidet sich für den Fernseher.

Wir gabeln also Kind 2.0 in Limbach auf, das verbaute Navi hatte gleich kapiert, das wir nicht nach Kaiserslautern wollen. Wieso quatscht das eigentlich immer zuverlässig dann, wenn gerade ein Gitarrensolo kommt? Eine Funktion, die die Sprachausgabe am den Musikgeschmack des Fahrers ausrichtet, ist bestimmt eine riesige Marktlücke.
Auf dem Rückweg kaufen wir genug vegane Pestosoße ein, um damit eine Zombieapokalypse zu überstehen.


Der Kofferraum ist nur halb voll, weil ich die Basics schon unter der Woche gekauft hatte. Die Kinder dürfen sich was aussuchen, Niko und Ella bekommen eine Flasche Limo und Leni wählt eine Laugenstange. Ich versäume es, erneut den Verkauf des Fernsehers in Aussicht zu stellen, nach kurzer Zeit ergießt sich das abgepulte Salz auf den Rücksitz.

War es im Taunus immer schon so windig?

Jetzt kommt der stressigste Teil: Zuhause einen Parkplatz zum Ausladen finden. Es ist nach 14:00 Uhr, das bedeutet, dass sich die Westendbewohner bereits im Verpuppungszustand befinden: So wie Raupen zu festgelegten Zeiten einen Kokon bilden, fahren Autobesitzer im Westend nach 17 Uhr nicht mehr weg (am Wochenende nach 14 Uhr), da sie sonst keinen Parkplatz mehr finden. Abends noch mal mit dem Auto ins Kino? Lieber nicht, wo soll man dann noch parken? Das Gefühl von Freiheit und Selbstbestimmung liegt in der Luft, wenn samstagnachmittags eine Art Reise nach Jerusalem mit Autos gespielt wird, deren Verlierer alle an den Düreranlagen parken oder sich recht bescheuert auf Busspuren, Fuß- oder Radwegen niederlassen.
Essen und Kinder sind verstaut, es geht zurück zum Parkplatz. Benötigte Minuten für die Parkplatzsuche: 0 (in Worten: Null).

Ich überlege kurz, wie entspannt wohl festgelegt Ladezonen in der Stadt wären, auf denen Lieferdienste, Wochenendeinkäufer und Postautos 10 Minuten halten dürften und denke an mein Auto, das 23,5 Stunden am Tag mehrere Quadratmeter Straßenfläche blockiert.


Autofasten 2019, bislang keine große Umstellung, außer, dass ich mit sauberem Auto unterwegs bin. Die Krümel habe ich vor der Abgabe rausgefegt!"